Alle Artikel in: Fremde Tische

Betteln und dürsten – hoch über Locarno

Manchmal winkt das Schicksal mit dem Zaunpfahl – das kann sich durchaus in Form von schlechtem Wetter äussern. Als wir im Herbst vor zwei Jahren beschlossen, das Grotto al Ritrovo im Val Resa, hoch über Brione s/Minusio aufzusuchen, regnete es. Tagsüber nur ein wenig, aber als wir spontan Richtung Val Resa aufbrachen, öffnete der Himmel die Schleusen und es nahte ein Gewitter. Unmittelbar vor dem Restaurant kam uns ein Auto entgegen. Gabriela, die Besitzerin, teilte uns beim Betreten des Grotto mit, dass der Koch soeben nach Hause gefahren sei. Im Gewitter, das das ganze Locarnese für einige Stunden lahm legte, fuhren wir zurück und stillten unseren Hunger daraufhin im „Centovalli“ in Ponte Brolla, bei Kerzen- und Taschenlampenlicht. Aber das ist eine andere Geschichte. 23 Monate später beschliessen wir, vorher unbedingt zu reservieren und freuen uns auf einen gemütlichen Abend bei köstlichem Essen. Ganz so, wie es Ti saluto Ticino in ihren Berichten beschrieben hat. Die Homepage verspricht, dass das Grotto täglich geöffnet ist. Sonntags für Montag Abend reservieren, so lautet unsere Devise. Herr Himmelsbach, der neue Besitzer, erklärt mir, dass am …

Foodbloggers Genusstreffen in Würzburg

Es gibt Momente in einer Ehe, da weiss frau, dass sie dem Göttergatten einen Termin bloss unter die Nase halten muss und der bekommt glänzende Äuglein, fährt mit der Zunge über die Lippen und fängt dann mit dem Kopf zu nicken an; wie seinerzeit in den 70-ern der Wackel-Dackel auf der Heckablage von Onkel Heinz. Einer dieser Momente nennt sich „Bekanntgabe des Termin für Foodblogger-Treffen“. Womit eigentlich schon alles geschrieben ist: Der Liebste muss sich nämlich extrem häufig Aussagen anhören wie: „Lamiacucina hat…“, „Chili & Ciabatta ist…“, „Schnuppschüss macht…“, „Highfoodality wird…“ „Kochfrosch muss auch…“, „Die Fotos von XYZ* sind wieder…“ etc. etc. *Hier gilt es halt mal, den Blogroll zu konsultieren und beliebig einen Link einzusetzen. Was liegt also näher, als erstens die Chance zu nutzen, mal Gesichter und Blogs zusammen-bringen zu können, zweitens mit allergrösster Wahrscheinlichkeit wieder mal extrem gut speisen zu dürfen und drittens das Ganze mit einer kleinen Reise zu verbinden. Also anmelden und ungeduldig warten bis zum Tag O. Und dann: Nette Leute kennenlernen, schöne Gegend kennenlernen, feine Küche kennenlernen, etwas viel …

Von Zaubergärten und verschwundenen Radfahrern

Der Herbst lässt unweigerlich vieles in anderem, weicherem Lichte erscheinen. Ein Altweibersommer lässt nochmals schöne Dinge Revue passieren, weckt oft Erinnerungen, die durch den milden Schleier der Vergangenheit vielleicht etwas geschönt sind. Trotzdem, die meisten lassen sich in diesem Falle gerne erneut verführen. So erging es uns mit dem Parco Scherrer in Morcote. Vor beinahe zwanzig Jahren war ich mit meiner Grossmutter in diesem Zaubergarten und immer wieder faszinierten mich die Erinnerungen daran. Vor etwa 10 Jahren war ich, einer Geschäftreise wegen, im Juli in Morcote und wollte ganz alleine diesen Park besuchen, erschrak aber ob der übervollen Reisecars, kurzbehosten Amerikaner und gamsbartbewehrten Filzhutträger, fotogeilen Japaner und übelgelaunten Rentnern – kurzum, ich liess von meinem Vorhaben ab. Dem Göttergatten war der Parco Scherrer unbekannt und da inzwischen die Nachsaison begonnen hatte, beschlossen wir, ganz gemütlich Richtung Morcote aufzubrechen. Gegen Mittag konnten wir auf einem kleinen Parkplatz sogar eine Parklücke ausmachen und erstanden danach zwei Eintritte für den stolzen Preis von je Fr. 9.-. „Alles im grünen Bereich, denn wir wollten ja einen aufwändig zu erhaltenden Park besichtigen…“ Arthur Scherrer, ein Tuchfabrikant und –händler hat sich hier ein Traum verwirklicht: Aus einem mit Unkraut und …

Von Geistern, Söldnern und Gabeln

Der Göttergatte und meine Wenigkeit sind momentan beruflich sehr engagiert. Deshalb haben wir uns vorgenommen, dass mindestens ein Wochenende pro Monat zwingend nur für uns ganz alleine reserviert bleibt. Ab und zu überraschen wir uns gegenseitig mit einem Essen, Ausflug, etc. So bleibt es spannend… René hat mich im November auf ein Schiff der Zugerseeschifffahrt geladen, auf dem es im „Unterdeck“ zu einer Aufführung von Kishons tierisch-menschlicher Satire  „Schwarz auf Weiss“ in zwei Akten kam. Hervorragend inszeniert und für ein Laientheater sehr gut gespielt. Es war ein Erlebnis! Kulinarisch hingegen waren wir etwas enttäuscht, sind wir doch normalerweise von der Zugerseegastronomie recht gut versorgt. Aber da gab es ein Buffet von eher mässigen Salaten mit etwas heissem Schinken und anschliessend eine Käseplatte und etwas Eis. Aber, es ging halt dabei primär um’s Theater. Renés Überraschung (der jeweilige Partner wird bei solchen Anlässen nur lange im voraus mit ziemlich unvollständigen Informationen regelrecht hingehalten…) hatte mich doch beeindruckt und der Ehrgeiz, ihn zu übertrumpfen setzte sich bei mir durch. Der glückliche Zufall wollte es, dass ich letzten Sommer bei …

Castrato und Lebkuchen

Seit mehreren Jahren stand auf meiner Ausgeh-Wunschliste ein Restaurant, das nur 10 Autominuten von Zug weg ist. Wunderschön gelegen am Zugerberg, in einem stolzen, alten Zuger Bauernhaus findet sich das Restaurant Blasenberg. Die Familie Limacher, nun in der zweiten dritten Generation, führt ein allseits beliebtes Bergrestaurant. Einfach aber gemütlich ausgestattet, eine hübsche Terrasse mit einer sensationellen Aussicht über den Zugersee, hinter dem Haus lockt der Zugerberg – was will man mehr? Natürlich will man mehr! Nämlich den Kapaun! Sogar bis nach China klingt der Ruf der kastrierten Hähnchen. Da liegt doch das Gute so nah… Und genau deshalb beschloss ich zusammen mit einer lieben Freundin, unsere Göttergatten mit einem Sonntagsessen zu überraschen. Flugs für den Sonntag noch den letzten Tisch reserviert und dann das Wochenende abwarten. In der Zwischenzeit macht die kluge Hexe sich natürlich schlau und will erfahren, was es mit dem Kapaun eigentlich auf sich hat. Das goldene Herbstwetter und die Terrasse lockten zum Aperitif im Freien. „Un castrato!“ rief Ivano, unser Freund, ganz begeistert. In Norditalien wird nämlich dem kastrierten Hähnchen viel häufiger „gehuldigt“ als bei uns. …

„Schlüssel“ zu einem schönen Abend

Am 4. September vor zwei Jahren haben wir uns auf dem Mont Vully das Ja-Wort gegeben – wie die Zeit vergeht! Weil wir das Drei-Seen-Land ausserordentlich lieben, haben wir schon den ersten Hochzeitstag da gefeiert; und sofort auch für dieses Jahr im im Hotel de l’Ours in Sugiez reserviert. Das Wirte-Ehepaar Catherine Mao und Martin Angst Mao versteht es immer wieder, uns zu begeistern: Herzliche Aufnahme, ungekünstelte Freude, eine wunderbare Küche, perfekter Service, Gemütlichkeit, sehr zufriedenes Personal, Wohlfühlatmosphäre, eine gute frankophon-deutschschweizerische Mischung aus Lebensfreude und Professionalität. Ein bisschen fühlen wir uns da zuhause. Also genossen wir am Sonntag ein feines Mittagsmenü, denn wir holten unseren Hochzeitstag mit meinem Vater und seiner Familie nach – die Entdeckung des Tages: Lachstatar in Zitronencrème! Nach einem ausgiebigen, ganz intimen Frühstück unter den Bäumen machten wir am Montag eine „Fahrt über Land“. Durch das Grosse Moos Richtung Neuchâtel. Den Neuenburger-See genossen wir bei einem feinen, leichten Mittagessen auf der Brasserie-Terrasse des Hotels le Vaisseau in Petit-Cortaillod:  Felchenfilet an einem grünen Curryschaum mit gebackenen Kartöffelchen und einem Gemüsekörbchen. Das Restaurant empfiehlt sich übrigens auch …

Der doppelte Philippe!

Der Etang de Thau ist mit rund 7’500 Hektaren eine der grössten Lagunen des Languedoc. Er ist durch zwei Kanäle, einer davon ist der Canal du Midi, mit dem Mittelmeer verbunden. Am nordwestlichen Ende dieses Bassins liegt ein kleiner Hafenort namens Marseillan – von Marseillan Plage am Mittelmeer reden wir besser nicht, der Touristen-Ableger ist ein Pizza-Crêpes-Frites-Alptraum! Der Hafenort hat sich vom klassischen Fischerhafen zum Handelshafen im 19. Jahrhundert gewandelt und ist heute noch für viele Besucher des Canal du Midi ein wunderschöner Ausgangsort. Rund um Marseillan hat es sogenannte „Gourgs“, kleine Feuchtgebiete, Tümpel etc. Und da gibt es die wilden rosa Flamingos zu entddecken! Am schönsten ist Marseillan und seine Umgebung bei einem Spaziergang in der Morgendämmerung oder der Abendsonne. Vielleicht endet der Spaziergang am Hafen, wo man dann gemütlich draussen sitzt, sich vom Abendwind streicheln lässt, die Stimmung, ein paar Oliven oder ein Pan Bagnat geniesst und – und das Ganze begleitet durch einen Aperitif, in dem ganz bestimmt einen Anteil Noilly Prat zu schmecken ist … Noilly Prat ist nämlich seit 1813 in Marseillan …

Vive la France!

Der Göttergatte und seine beste Ehefrau von allen sind etwas frankophil: Seit unseren Flitter-wochen, die uns 6 Wochen kreuz und quer durch Frankreich führten, möchten wir immer wieder französisches Neuland entdecken. Für unsere heissersehnten Faulenzer-Ferien haben wir uns diesmal den Canal du Midi ausgesucht. Der Zufall wollte es, das ich auf einer Website, über die wir ganz tolle B’n’B-Angebote für unsere Flitterwochen gefunden hatten, auf etwas ganz Besonderes stiess: Ferien auf dem Schiff! „Naja, soooo speziell nun auch wieder nicht…“ – Doch doch, denn wir waren nicht auf einer Pénichette de Plaisance, also einem „Just-for-Fun“-Boot, resp. einer kleinen Kanaljacht, sondern auf einer umgebauten Péniche, einem Lastschiff, dass früher tatsächlich den Canal du Midi befahren hat.   Das Schiff wurde von einem belgischen Ehepaar gekauft und zu einem Wohnboot mit zwei Chambres d’hôtes umgebaut. Die „Alegria“ liegt nund seit rund eineinhalb Jahren fest verankert im kleinen Dörfchen Poilhes, wenige Kilometer westlich von Béziers und wird regelmässig von allen Passanten zu Fuss und zu Schiff bestaunt. Unsere Gastgeber, Herr und Frau van Baden sind wunderbar unkompliziert, kontaktfreudig und sehr liebenswert. …