Fremde Betten, Fremde Orte, Fremde Tische, Hexenleben
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Vive la France!

Der Göttergatte und seine beste Ehefrau von allen sind etwas frankophil: Seit unseren Flitter-wochen, die uns 6 Wochen kreuz und quer durch Frankreich führten, möchten wir immer wieder französisches Neuland entdecken. Für unsere heissersehnten Faulenzer-Ferien haben wir uns diesmal den Canal du Midi ausgesucht. Der Zufall wollte es, das ich auf einer Website, über die wir ganz tolle B’n’B-Angebote für unsere Flitterwochen gefunden hatten, auf etwas ganz Besonderes stiess: Ferien auf dem Schiff!

„Naja, soooo speziell nun auch wieder nicht…“ – Doch doch, denn wir waren nicht auf einer Pénichette de Plaisance, also einem „Just-for-Fun“-Boot, resp. einer kleinen Kanaljacht, sondern auf einer umgebauten Péniche, einem Lastschiff, dass früher tatsächlich den Canal du Midi befahren hat.

Die "Alegria"

Die „Alegria“

 

Das Schiff wurde von einem belgischen Ehepaar gekauft und zu einem Wohnboot mit zwei Chambres d’hôtes umgebaut. Die „Alegria“ liegt nund seit rund eineinhalb Jahren fest verankert im kleinen Dörfchen Poilhes, wenige Kilometer westlich von Béziers und wird regelmässig von allen Passanten zu Fuss und zu Schiff bestaunt. Unsere Gastgeber, Herr und Frau van Baden sind wunderbar unkompliziert, kontaktfreudig und sehr liebenswert. Der Preis stimmt, das Frühstück auch und wir fühlten uns himmlisch. Wasser beruhigt ja bekanntlich und wir haben schon am zweiten Tag das süsse Nichtstun für uns verinnerlicht …  Und es fiel uns unendlich schwer, nach nur 8 Tagen wieder Richtung Heimat zu fahren!
Der Wettergott war uns hold – angenehme 25-30 Grad; der Wind gehört in dieser Jahreszeit halt dazu. Der Küchengott war uns ebenfalls wohlgesonnen, denn wir haben ganz tolle Entdeckungen gemacht. Teilweise auf Empfehlung, manchmal tatsächlich einfach auf „Vorbeifahren, anhalten, zurücksetzen, bestaunen, aussteigen – geniessen!“ hin. Dann erzähle ich Euch hier mal davon und bestimmt werde ich Euch so richtig den Mund wässrig machen!

Das einzige Restaurant in Poilhes, „Les Platanes“ liegt am alten Dorfplatz. Der Name bezieht sich auf die am Canal du Midi allgegenwärtigen, rund 47’000 Bäume. Tatsächli stehen auch unmittelbar vor dem Haus diese schönen Platanen. Das Restaurant wird geführt von Judy und John Turner, einem sympatischen englischen Ehepaar. Die beiden beweisen, dass auch Engländer durchaus feine Küche präsentieren können – ohne gleich Oliver oder Lawson zu heissen zu müssen.

Les Platanes Poilhes platanes2

Man speist, zu einem sensationell guten Preis, fast klassisch französisch, wie im Bistro. Es besteht eine Auswahl aus jeweils fünf Vor- und Hauptspeisen und fünf Desserts. Der jeweilige „Tageshit“ gibt es jeweils als Supplément zur Auswahl und damit hat es sich. Die fünf Tische sind regelmässig voll besetzt und das ist gut so. Mehr würde wohl der Herr des Hauses in seiner sympatisch- englisch-leicht-schusseligen, aber sehr liebenswerten Art wohl kaum bewältigen. Dennoch, es stimmt alles: die Bedienung, die Stimmung und vor allem das Essen.

Das Entrée war schon vielversprechend:
Rucolasalat mit wundervoll knusprigen Tartines, belegt mit Auberginen und Peperoni vom Grill; der Göttergatte genoss denselben Salat mit gebratenen Ziegenkäse.
Das Fotografieren ging im netten Geplauder mit den Nachbarn unter…

Als Hauptspeise servierte uns Mrs Turner Rougetsfilet (Göttergatte) und Tunfisch. Zu beidem gab es frische, knackige nur in Butter gewendete Kefen (Zuckerschoten) und ein gebratenes feines Kartoffel-Knoblauchpüree-Küchlein.

Feinste Rougetfilets an einer zarten Sauerrahmsauce

Thunfisch vom Grill an einer Soja-Ingwersauce

Des Göttergatten Nachtisch war eine einfache, klassische Tarte au Chocolat mit Crème fraiche. Nichts besonderes, aber gut und währschaft gemacht. Aber meine Pavlova war schlicht DER HAMMER! Ich, die sonst kein ausgesprochener Dessert-Fan bin, konnte mich nur mit Mühe überwinden, ein Probiererli abzugeben …

Pavlova anglaise

Das „Ding“ entsprach zwar nicht ganz einer klassischen Pavlova, aber (Kniefall) es war göttlich frisch. Die Baiserkruste war genau richtig gebacken und passte wunderbar zur Crème-Fraiche-Füllung und den kräftigen Heidelbeeren.
Mme van Baden hat versprochen, mit Judy Turner zu sprechen und mir das Rezept zu besorgen (mmmh, vielleicht sollte ich sie gleich mal anmailen…?)

Zum Essen tranken wir einen wunderbaren Viognier 2004, St. Martin des Champs, der Brüder Pierre & Michel Birot aus Murviel-les-Béziers, einen klassischen „Vin du Pays d’Oc“.

Les Platanes                                       geöffnet von Donnerstag – Sonntag
1 Place de la Liberté                              jeweils Mittags und Abends
F-34310 Poilhes
Tel 04 67 93 38 41                                Reservation empfohlen und erwünscht

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