Autor: coriandre

Das unerhörte Glücksgefühl

Auf der Suche nach der verlorenen Zeit… „… Sie ließ daraufhin eines jener dicklichen, ovalen Sandtörtchen holen, die man ‚Petites Madeleines‘ nennt und die aussehen, als habe man als Form dafür die gefächerte Schale einer Jakobs-Muschel benutzt. Gleich darauf führte ich, ohne mir etwas dabei zu denken, doch bedrückt über den trüben Tag und die Aussicht auf ein trauriges Morgen, einen Löffel Tee mit einem aufgeweichten kleinen Stück Madeleine darin an die Lippen. In der Sekunde nun, da dieser mit den Gebäckkrümeln gemischte Schluck Tee meinen Gaumen berührte, zuckte ich zusammen und war wie gebannt durch etwas Ungewöhnliches, das sich in mir vollzog. Ein unerhörtes Glücksgefühl, das ganz für sich allein bestand und dessen Grund mir unbekannt blieb, hatte mich durchströmt. Es hatte mir mit einem Schlag, die die Liebe, die Wechselfälle des Lebens gleichgültig werden lassen, seine Katastrophen ungefährlich, seine Kürze imaginär, und es erfüllte mich mit einer köstlichen Essenz; oder vielmehr: diese Essenz war nicht in mir, ich war sie selbst. Ich hatte aufgehört, mich mittelmäßig, zufallsbedingt, sterblich zu fühlen…“ Sogar mit einem …

Das perfekte Paar

Euch ist hinlänglich bekannt, dass wir es scharf mögen. Scharf sind aber nicht nur Chili, Pfeffer und Konsorten – Ingwerschärfe und ganz besonders auch den Meerrettich liebe ich heiss. Gerade in der Schweiz wird dieser Hansdampf in vielen Gassen häufig unterschätzt und die meisten Leute nutzen die tolle Wurzel nicht frisch, sondern die halbtote Variante aus dem Glas. Schrecklich! Ich habe -zig Selbstversuche mit Meerrettich aus dem Glas hinter mir und finde einfach keinen Produzenten, der dem edel-scharfen Weissen gerecht wird. Konservierungsmittel, zuviel Essig, zu viele Salze, irgendwelche Beigaben, etc und oft auch noch ohne Pep. Der Charakter geht komplett verloren. Sollte jemand den ultimativen Tipp für Notfälle haben oder eine Marke des Rettichvertrauens kennen, ich lass‘ mich gerne überzeugen. Wer einen Tiefkühler oder zumindest ein Tiefkühlfach sein eigen nett, hat schon mal die beste Chance auf sozusagen frischen Rettich. Einfach eine schöne Wurzel waschen, trockentupfen und ab in den Tiefkühler. Mit dem Sparschäler kann der unterkühlte Scharfe von der schützenden Haut befreit werden und zwar nur genau so weit hoch, wie Rettich benötiget. Dann kann man ihn tiefgefroren reiben (die Qualität …

Foodbloggers Genusstreffen in Würzburg

Es gibt Momente in einer Ehe, da weiss frau, dass sie dem Göttergatten einen Termin bloss unter die Nase halten muss und der bekommt glänzende Äuglein, fährt mit der Zunge über die Lippen und fängt dann mit dem Kopf zu nicken an; wie seinerzeit in den 70-ern der Wackel-Dackel auf der Heckablage von Onkel Heinz. Einer dieser Momente nennt sich „Bekanntgabe des Termin für Foodblogger-Treffen“. Womit eigentlich schon alles geschrieben ist: Der Liebste muss sich nämlich extrem häufig Aussagen anhören wie: „Lamiacucina hat…“, „Chili & Ciabatta ist…“, „Schnuppschüss macht…“, „Highfoodality wird…“ „Kochfrosch muss auch…“, „Die Fotos von XYZ* sind wieder…“ etc. etc. *Hier gilt es halt mal, den Blogroll zu konsultieren und beliebig einen Link einzusetzen. Was liegt also näher, als erstens die Chance zu nutzen, mal Gesichter und Blogs zusammen-bringen zu können, zweitens mit allergrösster Wahrscheinlichkeit wieder mal extrem gut speisen zu dürfen und drittens das Ganze mit einer kleinen Reise zu verbinden. Also anmelden und ungeduldig warten bis zum Tag O. Und dann: Nette Leute kennenlernen, schöne Gegend kennenlernen, feine Küche kennenlernen, etwas viel …

Leber Poletto

Beim Metzger des Vertrauens im elterlichen Wohnort musste ich einfach mal wieder reinschauen. Er ist bekannt und „ausgezeichnet“ für seine feinen Würste. Diesmal erstand ich einige „junge Bauern im Darm“ – Loriot hätte das in etwa so bezeichnet – und frische, feinste Kalbsleber. Als Innereien-Liebhaberin bin ich in der Familie berüchtigt. Bis heute hat noch jeder mitgegessen und war, wenn auch nicht gerade bekehrt, so doch angenehm überrascht, was man mit diesem „weniger edlen“ Fleisch alles zaubern kann. Hamburg 2004 haben der damalige Verlobte und ich gemeinsam in Hamburg unsere Eheringe geschmiedet. Dabei landeten wir eines Abends in einem Restaurant namens Sgroi. Es war ein Zufall! Witzigerweise waren wir an dem Abend nur sechs Gäste – alle anderen sassen vor den Fernsehern oder beim Public-Viewing und genossen – na, was wohl? Richtig, das Endspiel der Fussball-EM! Wir hingegen wurden von Anna Sgroi richtig verwöhnt und genossen es auch entsprechend! Erst hinterher erfuhren wir, wo wir eigentlich gegessen hatten. Ich möchte schon mal wieder einen Trip Richtung Hamburg machen und dabei vielleicht neben den Herren Mälzer und Henssler auch …

Aus glücklichen, kühlen Kindertagen

Punkt 17.00 h kam der Schnee – wohlgemerkt, nicht der erste in dieser Saison, aber der erste, der auch liegenblieb! Das Tomatenrezept, das noch unbedingt der Öffentlichkeit kundgetan werden wollte, verschob ich gleich auf morgen – und tat automatisch einen Griff in die Schublade. Ich holte eine alte Quark-Broschüre der guten alten Käse-Union* aus den 70-ern hervor, die mir meine Grossmutter beim Auszug aus dem elterlichen Nest in die Finger gedrückt hatte. Nach einem kulinarisch leichten Sommer kam jeweils ein feiner Quark-Auflauf mit den ersten Äpfeln auf den Tisch, der von allen geliebt wurde – ALIVENCA! „Ich glaube, der kommt aus Jugoslawien“, pflegte meine Grossmutter zu sagen und alleine dies verhiess doch etwas „Anderes“. Vor allem im Spätherbst, oder spätestens wenn der erste Schnee fiel, war das ein wunderbares, süsses Abendessen, nicht zu schwer, aber trotzdem ein Seelenwärmer. Und als Teenie durfte ich dann auch schon einen feinen Milchkaffee dazu geniessen – früher waren es heisse Schokolade oder Tee. Nach so einem Essen war Petrus verziehen und der nasse, kalte Teil des Herbstes akzeptiert! Er kam …

Tribute to EVZ : NY Rangers

„Das Wunder von Zug!“ Nik Hartmann, mein Lieblingsmoderator und -Zuger nahm doch etwas gar grosse Worte in den Mund, als er den 8:4 Sieg der Hockey-Mannen von Zug über die Stars der NHL Mannschaft New York Rangers kommentierte. Trotzdem, die Freude im ausverkauften neuen Stadion in Zug war gross und die kleine Schweizer Hockeywelt war begeistert. Da der Göttergatte es nicht geschafft hatte, ein Ticket zu ergattern, musste doch irgend ein amerikanisches Trösterchen her. Also, abtauchen in die Brownie-Welt: Brownies allüberall Petra hat gleich mehrere Sorten von Brownies „im Angebot“, die Auswahl ist gross. Erdnussbutter mag der Liebste nicht, also entfiel auch sein verlockendes Rezept. Ich persönlich hätte auch gerne mal etwas ganz anderes ausprobiert, z.B. Deichrunners Frucht-Brownies. Aber Herr Kräutersturm zieht Schokolade vor. Barbaras Chili-Walnussbrownies lasen sich ebenso verlockend, aber der Liebste mag auch die Kombination von Chili und Schokolade nicht besonders – also auch gestrichen. Da fiel mir das J.O.-Brownie-Rezepte von Kochfrosch auf und gleichzeitig auch ein Rezept aus der Beobachter-Köchin Andrea Haefely. Der Name „All-Star-Brownies“ passt hervorragend zu den amerikanischen Stars, die etwas Abglanz …

Pikante Mangosuppe

Also, der Sommer begann am … ja, wann eigentlich? Na gut, der Sommer findet dieses Jahr am… Donnerstag statt! Nein? Vielleicht eher am Freitag? Kalt ist’s und frau hat auch hier auf dem Berg nicht wirklich Sommergefühle – auch nicht während der offiziellen Sommerferien. Da ist noch eine reife Mango im Früchtekorb, die sollte dringend verarbeitet werden – etwas Wärmendes, Scharfes, das wäre doch gerade richtig. Da fällt mein Blick auf ein Klarsicht-mäppchen mit „Ausprobieren!!!“ Drei Ausrufezeichen bedeuten, dass ich das wirklich will… Von einer lieben Freundin habe ich ein Rezept für eine Mangosuppe erhalten und weil wir Fruchtig-pikantes und Suppen sehr mögen, wird das Rezept umgehend ausprobiert. Das Resultat lässt sich sehen und schmeckte ausserordentlich. So gut, dass die Scampis nicht mit auf’s Foto kamen und übrigens, der Koriander wurde erst nachher drübergestreut. Hier also nur das Foto vom dampfenden Süppchen mit Sambal Olek-Einlage. ==========  REZKONV-Rezept – RezkonvSuite v1.4 Titel:            Pikante Mangosuppe mit oder ohne Scampis Kategorien: Suppe, Vorspeise, Früchte, Seafood Menge:        4-6 Portionen 100  ml Weisswein 400  ml …

Abschiedspflästerchen

…oder Trostpflästerchen für den verregneten Frühling Dieser Frühling war wahrhaft kein Paradefrühling. Trotzdem erfreuten wir uns immer wieder am gelben Löwenzahn, den ersten Schweizer Erdbeeren, dem Rhabarber, den Spargeln, an Barba di Frate, jungem Spinat, den kleinen Erbsen, am Bärlauch und an den Holunderblüten. Beim Frühling dünkt mich, geht die Zeit rasend schnell vorbei und schon wieder muss man sich vom Rhabarber verabschieden, den Bärlauch rettet man vielleicht noch in Form von Pesto einige Wochen in den frühen Sommer und die Spargeln möchte man doch nicht missen als feines Gemüse, aber ach – vorbei! Und es bleibt nur, den Geschmack des Gemüses, der Früchte, der Kräuter in wehmütiger Erinnerung zu behalten und zu hoffen, dass nächstes Jahr der Frühling möglichst schnell wiederkommt … Traditionsgemäss gehört natürlich ein Rhabarberkuchen zur Verabschiedung des Frühlings dazu. Diesmal aus der Zuger Ausgabe der „Landfrauen-Kochbücher“, einer wirklich empfehlenswerten Kochbuchserie. Normale Küche, all- und festtagstauglich, und trotzdem mit dem gewissen Etwas. Regionale Spezialitäten und ganz einfach, auch feine Geheimrezepte aus dem Fundus der Schweizer Bäuerinnen und Landfrauen. Terroir! Auch wenn er …

Cynthia’s Carrot Valentine Cake

Mal wieder Valentinstag Mal wieder Zeit für einen Event Mal wieder was Neues backen Ich habe ja bereits über Cynthia Barcomi geschrieben und die Nainamo Bars vorgestellt. Zum Valentinstag beschloss ich, den nach Rüebli-Kuchen lechzenden Göttergatten zu verwöhnen. Frau Barcomi schreibt in ihrem Backbuch: „Was kann man zum Carrot Cake sagen? Rübli-Kuchen? Vergessens Sie’s! Carrot Cake ist eine Liga für sich…..Perfekt…“ Um es kurz zu machen: Er schmeckt recht gut, er ist keine Liga für sich und perfekt ist er auch nicht! Selten habe ich mich so sklavisch an ein Rezept gehalten, ich wollte nichts falsch machen. Für mich ist es ein typisch amerikanischer Kuchen: Nussig und feucht, pompös, mit einem süss- zitronigen Frosting, das Frau Barcomi sogar als „allerbestes Frosting – frisch, cremig und zitronig“ bezeichnet. Dem stimme ich nur verhalten zu, denn wenn sogar der Göttergatte findet, dass ein Stück mehr als genug ist, dann scheint für meine Küche eher etwas schief gelaufen zu sein. Für Süssschnäbel und Kalorienhochöfen ist das sicher kein Problem, für mich schon. Allerdings gestehe ich Frau Barcomi zu, dass …

Schon wieder ein König

Eigentlich wollte ich ja, so meine Aussage vor zwei Jahren beim Königskuchen-Event, keinen „normalen“ Drei-Königskuchen backen. Da wollte ich meinen Hobbybäckerkuchen nicht an den schönen Meisterwerken messen lassen. Ich scheute den Vergleich. Fragt sich bloss wieso – bei „normalen“ Kuchen und Torten habe ich diese Hemmungen nicht. So habe ich mich also spontan entschieden, am Vorabend zum Drei-Königstag, doch noch einen eigenen Kuchen zu backen. Da die Hefe beim Auftauen vergessen ging, war ich gezwungen 1 kg Mehl zu verwenden (die Hefe lässt sich in halbflüssigem Zustand so schlecht halbieren!). Dies bedeutet, dass ich sämtliche Bewohner unseres Hofes „beglücken“ kann… Drei Kuchen für insgesamt drei Haushalte mit unterschiedlicher Personenzahl. Und ich habe das Ding bis anhin noch nie gebacken! Dabei… lässt sich das Resultat sehen, schmeckt köstlich und ist ein ganz normaler Hefeteig. Was hatte ich bloss? Bei uns kommt ja wöchent-lich ein Zopf auf den Tisch, und der ist weiss Gott keine Hexerei! Hapert es an der fehlen-den Krone? Sollte ich an der Fasnacht eine solche erstehen? Obwohl, Würde und wahre Königlichkeit finden sich ja im Charakter. Noch ist übrigens …