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Im Umbau – Relaunch Herbst 2016

„Geduld bringt Rosen“, so heisst es. Hier nun soll sie neue Ideen, einen neuen Stil und vieles andere mehr bringen. Journalistisches Handwerk üben, etwas Grafik und Fotografie auch.

Zum Herbstbeginn 2016 werde ich es wieder stürmen lassen.

Freut Euch auf ausführlichere Berichte, Interviews, Buchbesprechungen und neue Rubriken.
Und ab 1. Oktober 2016 finden sich die Montags-Suppe, Rezepte für „Hamster“ und 5:2-Fastende. Restaurantkritiken, Reiseberichte und Portraits von Menschen, die für Genuss einstehen, auf welche Art auch immer.

Ich freue mich auf Euch und auf meine neue Herausforderung!

Herzliche Grüsse vom Frühlingsberg!

Trotz Winterschlaf die besten Wünsche

Nach wie vor schläft mein Blog.

Schönheitsschlaf, Erholungsschlaf?
Man kann es sehen wie man will – aber meine Ausbildung fordert ein wenig Zeit und deshalb bleibt es derzeit so wie’s ist. Gekocht wird nicht weniger, fotografiert schon.

Ich wünsche Euch allen wunderschöne, erholsame Feiertage und einen guten Rutsch in ein glückliches, gesundes und kochmässig umwerfendes 2015!

Wer weiss, vielleicht bis Ostern….?

Betteln und dürsten – hoch über Locarno

ritrovo eingangManchmal winkt das Schicksal mit dem Zaunpfahl – das kann sich durchaus in Form von schlechtem Wetter äussern.

Als wir im Herbst vor zwei Jahren beschlossen, das Grotto al Ritrovo im Val Resa, hoch über Brione s/Minusio aufzusuchen, regnete es. Tagsüber nur ein wenig, aber als wir spontan Richtung Val Resa aufbrachen, öffnete der Himmel die Schleusen und es nahte ein Gewitter. Unmittelbar vor dem Restaurant kam uns ein Auto entgegen. Gabriela, die Besitzerin, teilte uns beim Betreten des Grotto mit, dass der Koch soeben nach Hause gefahren sei. Im Gewitter, das das ganze Locarnese für einige Stunden lahm legte, fuhren wir zurück und stillten unseren Hunger daraufhin im „Centovalli“ in Ponte Brolla, bei Kerzen- und Taschenlampenlicht. Aber das ist eine andere Geschichte.

23 Monate später beschliessen wir, vorher unbedingt zu reservieren und freuen uns auf einen gemütlichen Abend bei köstlichem Essen. Ganz so, wie es Ti saluto Ticino in ihren Berichten beschrieben hat. Die Homepage verspricht, dass das Grotto täglich geöffnet ist. Sonntags für Montag Abend reservieren, so lautet unsere Devise. Herr Himmelsbach, der neue Besitzer, erklärt mir, dass am Montag und Dienstag geschlossen sei. Wir müssten heute noch vorbeikommen… Gut, dann spontan geplant in zwei Stunden.

Es regnet mal wieder, wie schon die ganze Woche. Vier Tische sind besetzt, einer davon mit einer fünfköpfigen Familie, die soeben am Bestellen ist. Der Kellner bequemt sich nach einer Weile, uns zu begrüssen und weist uns im hinteren Teil zwei Tische zur freien Wahl zu. Herr Himmelsbach erklärt uns danach sofort klipp und klar, dass der Tisch unserer Wahl bereits reserviert sei. Aha, dann halt der andere. Übrigens wir hätten uns gefreut, wenn wir begrüsst worden wären.
Setzen, warten.
„Wünschen sie etwas zu trinken?“
„Ja, gerne.“
„Was?“
„Ja, was haben Sie denn?“
„Prosecco?“
„Nein, danke.“
„Etwas anderes?“
„Ja, gerne.“
„Was?“
„Was haben Sie denn?“
„Was möchten Sie denn gerne?“
Wir hätten das Spiel wohl noch eine Weile fortsetzen können…
Madame entschied: „Ein Glas Weisswein vielleicht?“
„Gut.“ Der Kellner entschwindet. Wir warten.
Irgendwann kommt er zurück, stellt zwei Gläser Weisswein auf den Tisch und wendet sich ab.
„Ähm, Entschuldigung, was bekommen wir hier zu trinken?“
„Fiore“
„Aha, von wo? Ihr Hauswein? Oder?“
„Der ist gut, dafür lege ich meine Hand ins Feuer.“
„Danke, das ist nicht nötig.“
Wir trinken die Gläschen aus und warten – der gute Mann hätte sich die Hände verbrannt.

Und dann: Auftritt André Himmelsbach mit der Menütafel auf dem Stuhl: „So, unser Angebot!“ und weg ist er. Ein ca 15-jährige Junge am Nebentisch hätte gerne nach dem Salat einen Teller Spätzle, muss dann aber etwas anderes wählen. Herr Himmelsbach erklärt, dass sei zu wenig. Einiges auf der Tafel gelüstet uns, anderes empfinden wir nicht gerade als saisongerecht, so beispielsweise das Vitello tonnato. Warten. Der Durst wird grösser.

Ach, da kommt er ja, der Chef: „Ja?!“ Sein fragender Blick ist gleichzeitig erwartungsvoll. „Für mich das Hirsch-Entrecôte. Ist das wie im Menü mit Spätzle, Rotkra-“ „Spätzle gibt es nicht mehr!“ „Aha, was gibt es dann dazu?“ „Tagliatelle“, „Ok, dann bitte zwei Mal“. „Gut“ und weg ist er. Warten. Die Haut am Rücken spannt – es ist trocken.

Die Familie am Nebentisch hat die Salate erhalten, die Teenies haben Durst. Einer der Jungs bringt die leere Karaffe zur Theke, kommt mit leeren Händen zurück. Die hungrigen Blicke sagen alles – wir flüchten vor die Tür, um etwas Feuchtigkeit aufzunehmen und ein Rauchopfer darzubringen. Der Chef stürmt wortlos aus dem Haus und fährt mit dem Auto weg. Sollen wir auch?
Wir zwingen uns zur Rückkehr an den Tisch und warten – vielleicht nützen durstige Blicke oder ein Winken? Es kommt niemand in den hinteren Teil. Die Familie am Nebentisch hungert – Eltern von Teenies wissen, wovon ich schreibe.

Der Chef stürmt zurück ins Lokal, verschwindet und erscheint kurz darauf wieder, diesmal mit der Weinkarte, die er uns wortlos auf den Tisch legt. Sofort wählen wir und warten. Die Familie am Nebentisch schickt die Teenies auf eine Runde in den vorderen Teil des Lokals. Der hochmotivierte Kellner kommt an unseren Tisch und – entschuldigt sich. Es sei etwas lange gegangen. „Wir trinken vom Tamborini-Merlot, Vallombrosa, einen halben Liter, bitte.“
„Gut“, er wendet sich ab. Der Göttergatte schickt einen Hilferuf: „Bitte, noch etwas Wasser!“ Der bettelnde Blick verfehlt seine Wirkung nicht und der Kellner fragt sogar, ob einen oder einen halben Liter. Warten.

Dann geht alles erschreckend schnell: Wir erhalten den Wein, das Wasser und kurz darauf erscheint der Chef mit zwei Tellern, stellt sich an unseren Tisch und fragt: „Hirschentrecôte – mit Tagliatelle?“ „Ja, Sie haben ja keine Spätzle mehr, oder?“ „Genau!“. Er stellt die Teller auf den Tisch und trollt sich. Übrigens, ich hätte mich gefreut, wenn man mir ein „Buon appetito“ oder ein „Guten Appetit“ hingeworfen hätte.

ritrovo essen

Hirschentrecôte mit Nudeln und Rotkraut

Der Teller ist knapp lauwarm. Was eine halbe Cherrytomate als Dekoration auf einem Wildteller verloren hat, entzieht sich unserer Kenntnis. Das Fleisch ist gut und der Fleischjus sehr gut, der Rotkohl nicht schlecht, die Fabriknudeln richtig al dente. Die Kastanien sind leider kalt und eher geschmacklos. Das Brot im Brotkörbchen ist übrigens ein Aufbackbaguette.

Die zwei Jungs schleichen an unserem Tisch vorbei, lüsterne Blicke auf unsere Teller werfend und sind völlig überrumpelt, als dann doch noch etwas Essbares aufgetischt wird. Wir sind in der Zwischenzeit fast fertig mit unserem Mahl und beschliessen, den Nachtisch ausfallen zu lassen. Zumal wir sehen, dass an einem anderen Nebentisch ein Uva Americana-Sorbet serviert wird, dass mit Rahm angereichert ist, nicht drauf – drin. Wir mögen die Sorbets eher ohne Rahm…
Der Kaffee wird prompt serviert und die Rechnung bringt der Chef gleich selber. Am neu besetzten Nebentisch findet er sogar Zeit, einige Erklärungen zur Menütafel abzugeben. Wir sind erstaunt. Trotzdem, erstmals, seit langer, langer Zeit beschliessen wir, das Trinkgeld einfach zu streichen.

Als wir das Lokal verlassen – es schüttet inzwischen aus Kübeln – wirft uns André Himmelsbach noch ein „Herzlichen Dank für den Besuch!“ nach. Jetzt staunen wir schon zum zweiten Mal.

Fazit:
Wir mögen es nicht, wenn wir als Gäste betteln sollen – schon gar nicht, wenn wir recht ordentliche Preise bezahlen. Trotzdem, wir kommen wieder. Aber nicht, weil wir eine zweite Chance geben wollen. Nein, weil wir wissen möchten, wie es hier oben bei sonnigem, trockenem Wetter ist; an einem der Steintische im schönen Garten. Und wie die Aussicht tagsüber ist. Und wie schnell der Service funktioniert, wenn es wirklich viele Gäste hat. Nur auf ein Glas Wein. Zur Sicherheit werden wir eine Feldflasche mit Wasser mitnehmen.

PS. Die Dialoge sind nicht übersetzt aus dem Italienischen. Der Kellner spricht alle erst mal hochdeutsch an und Herr Himmelsbach spricht Basler Dialekt. Der sprachliche Aspekt der Kommunikation wäre also „intakt“. Auch für die anderen Gäste…

Zwischenhochvorsaison

In zwei, drei Wochen, so scheint es, wird auch in der Urschweiz einheimischer oder wenigstens Badischer Spargel angeboten werden und mein Spargelherz dabei ganz heftig schlagen! Deshalb mache ich mir noch ein paar nachträgliche Gedanken zu den vergangenen Wochen.

Dieser Winter, der keiner war, liess meine kulinarischen Frühlingsgefühle bereits Mitte Februar hochköcheln. Wie toll wäre es, jetzt so eine feine Spargelquiche zu backen oder ein himmlisches Erdbeerdessert zu zaubern? Aber um die Fasnacht rum war definitiv weder Spargel- noch Erdbeerzeit.

Weisser Peru-Spargel und grüner Mexiko-Spargel

Wenige Tage später wurde ich eines Besseren belehrt: Ein Grossverteiler lenkte meinen Blick beim Eintreten in den Laden gekonnt auf verlockend rote, marokkanische Beeren im Ein-Kilo-Kistchen. Der Preis? Knapp gleich viel wie im Mai – für ein Körbchen von 250 Gramm Schweizer Erdbeeren. Ein anderer Grossverteiler appellierte hartnäckig an den Spargelgourmet in mir und bot wunderbar weissen Peru-Spargel und knackig grünen Mexiko-Spargel an. Der Preis? Weniger als im Mai ein Bund einheimischer Edelstangen mit dem halben Gewicht.

Kollegin Rita staunte über meine Entrüstung ob der saisonalen Fehlangebote: «Diese Erdbeeren schmecken und sie kosten doch viel weniger als die sauteuren Schweizer Beeren. Was regst Du Dich auf? Ich habe Lust auf Spargel, er ist zu einem erschwinglichen Preis erhältlich, also kaufe ich ihn.»
Zwei Tage später machten mir die beiden Grossverteiler über ihre Hauszeitschriften und auf den Online-Plattformen klar, dass ich unsozial sei, wenn ich mich dem winterlichen Spargeltrend verweigere. Denn in Peru würden alleine dank Spargelanbau und -verarbeitung einer einzigen Firma 90’000 [sic] Arbeitsplätze geschaffen und in der strukturschwachen Küstenregion so die Landflucht eingedämmt.

Die Verantwortung des Konsumenten

Ich wurde aufgeklärt über meine Verantwortung der mexikanischen Landbevölkerung gegenüber: Nur dank der Intervention und Aufklärung vor Ort durch die Grossverteiler und natürlich deren Teilnahme am BSCI (Business Social Compliance Initiative) würden die gesetzlichen Mindestlöhne bezahlt und korrekte Arbeitszeiten eingehalten. Ich habe also die Gewissheit, dass diese Spargeln unter menschenwürdigen und zeitgemässen Arbeitsbedingungen produziert werden. Ja, man lobt sogar die eigene Bereitschaft, gerechte Preise zu bezahlen. Ach so, daher die unglaublich günstigen Preise!

Übrigens ist in Südamerika von Januar bis Mai Spargelzeit und in Spanien und Marokko haben zu derselben Zeit die Erdbeeren Hochsaison. In der Schweiz beginnt die entsprechende Saison fast ein Vierteljahr später. Aber das spielt ja keine Rolle, denn mir ist jetzt klar, dass die Saison dann stattfindet, wenn mir das Gemüse im Ladenregal angeboten wird. Praktisch, irgendwo auf der Welt ist immer gerade Saison für etwas, das bei uns gerade nicht erhältlich wäre. Was soll’s!

Und wo bleibt die Umwelt?

Und muss ich mir jetzt noch Gedanken darüber machen, wie die CO2-Bilanz ausfällt? Sicher nicht, denn der eine Anbieter teilt vorsorglich mit, dass er den Schadstoffausstoss voll-umfänglich kompensiere. Leider vergisst er zu erwähnen wie. Auch der andere ist bemüht, die Bilanz zu optimieren, mit der Entwicklung neuer Verpackungen, die sich besser für den Transport per Flugzeug eignen sollen. Mein Gewissen kann ich also beruhigen und darüber hinwegsehen.

Apropos Gewissen: Rita bezeichnet mich als moralinsauer. Ich könne doch einem armen marokkanischen Landmann kein anständiges Einkommen verwehren. Himmel nein, das ist wirklich nicht meine Absicht. Aber verwirrt bin ich trotzdem: Ich soll, fern der Saison, Früchte und Gemüse kaufen, um auf der anderen Hälfte der Erdkugel Arbeitsstellen zu schaffen. Unsere einheimischen Produkte sind zwar teurer, und zwar dann, wenn sie Saison haben. Aber die Schweizer Bauern benötigen Unterstützung von ausländischen Erntehelfern, also billigen Arbeitskräften. Und wir Mitteleuropäer wünschen uns bedingungslos tolle Löhne. Wer bezahlt also tolle Löhne und verlangt nichts für das Produkt? Doch nicht etwa die Grosskonzerne, die völlig selbstlos die armen Marokkaner, Peruaner und Mexikaner unterstützen?

Meinen inneren Konflikt löste ich schliesslich gut schweizerisch und entschied mich für das Bewährte: Ich köchelte mir also Ende Februar eine Seelenwärmersuppe aus Sellerie vom Bauern im Nachbardorf.

PS.
In dieser bitterkalten Nacht träumte ich mich auf ein Feld im Berner Seeland. Plötzlich stolperte ich, stürzte erst ins Bodenlose, landete dann beim Grossverteiler in einem Erdbeerkörbchen. Herr M. und Frau C. schlugen mit Spargelstangen auf mich ein und riefen immer wieder: „Die Konsumenten wollen das, die Konsumenten zwingen uns, die Konsumenten, die Konsumenten…“. Es wurde dunkel und ich landete wieder auf dem Feld, aber es war Frühling. Der milde Maiwind verfing sich in meinem Haar und säuselte etwas von wunderbarem Spargelquiche und fruchtigem Erdbeersalat in mein Ohr.

Paket aus Deutschland

Habe ich schon vom (D)FssgF geschrieben? Ja?
Dann lest doch gleich hier mal nach, was da so geschah.
Ausgabe Nr. 9 hat stattgefunden und siehe da, heute habe auch ich mein Päckchen erhalten. Öhm, der Event nennt sich DFssgF = (Deutsche) Foodblogger schicken sich gegenseitig Fresspakete. Ich blogge zwar in Deutsch, aber meine Küche liegt ja nicht mal im EU-Raum…. also galt es, etwas zu warten…

Kein Problem! Die Deutsche Post war superschnell und unvoreingenommen. Und das meine ich nicht ironisch! Es gibt gute Gründe für viele Schweizer, wenn es um die Paketpost geht, die Poststellen im grenznahen Deutschland aufzusuchen. Hier mal wieder ein Beweis:
Am 21. Februar in Hamburg aufgegeben, am 25. Februar bei uns auf dem Berg in der Urschweiz eingetroffen! Und dazwischen lag noch ein Wochenende! Vielleicht sollte sich die Schweizer Post mal etwas „an der Nase nehmen“? Egal, endlich durfte auch ich ein zweites Mal Weihnachten feiern, mit diesem Paket-Inhalt:

Das Weihnachtspaket von Schnick-schnack-schnuck

  • je ein Gläschen Mungo- und Azukibohnen
  • Hamburger Mischmasch (eine Kola-Orangen-Limonade)
  • Pellwormer Bernsteintee
  • Weihnachtsstollen im Glas
  • die „Mutprobe“, sehr scharfer Senf von Senf-Pauli

Den Senftopf öffne ich nicht vor der offiziellen Grillsaison. Und die Limo ist kühlgestellt. Tee gehört bei uns zum Alltag und da sind wir ja schon ganz neugierig, wie Bernsteintee schmeckt.

Ein Dankeschön an die Weihnachtsfrau Schnick-Schnack-Schnuck!

Care-Paket für Deutschland

Keine Sorge! Deutschland steht noch und ist auch nicht Land unter.
Aber Foodblogger lieben es einfach, sich auszutauschen. Und dies nicht nur in Blog-Form, sondern auch ganz echt, in Natura sozusagen. Schreib, wir schicken Pakete in der Welt rum. Für ausgewählte oder zugeloste Foodblogger.
Eh ja, wenn frau mal wieder etwas rumschicken will, ausserhalb der Weihnachtszeit, dann sollte sie sich an Rosa wenden. Bei Rosa von Schnuppensuppe gibt es zwar schon bald mal kleine Sterne als Einlage, aber an ihrem tollen Event, da bleibt sie dran. Und so geht mein Dank, winkewinke, Richtung Norden. Und ein Päckchen grad noch dazu, nämlich zu Foodina!
Die Zulosung hat mich ganz besonders gefreut, weil ihre Küche mir in vielerlei Hinsicht sehr sympathisch ist – man konsultiere deshalb bitte a) meinen Blogroll und b) ihren Blog

Dies ist natürlich nur eine kleine Vorinformation! Ich werde mich hüten, jetzt schon etwas über Inhalt oder das Rezept preiszugeben, das dazu gehört, zumal das Paket heute zur Post geht….

So, das Paket ist angekommen und schein etwas Freude zu bereiten… Was Schweizer so in der Welt rumschicken: Hier kann das nachgelesen werden!
Was daraus wird? Abwarten und, wie Foodina und ich, Tee trinken!

Nachtrag: Leider hat Rosa von Schnuppensuppe / Neuköllner Nudelsuppe ihre Blogtätigkeit eingestellt – ich vermisse Dich!

Apéritif an Silvester

Morgen ist heute schon Schnee vom Vorjahr!

Und deshalb gilt es, noch einige Knabbereien zum Festapéro vorzubereiten. Unsereiner schüttelt dies ja zum Ärmel… – Nein!
Mir fällt es immer furchtbar schwer, mich für zwei, drei Kleinigkeiten zu entscheiden. Denn ich würde extrem gerne einen Abend lang nur Fingerfood, Häppchen und selbstgebackenes Knabbergebäck aufstellen, essen und dabei glückselig an meinem Champagner- oder Apéroglas nippen. Irgendwann, kurz nach Mitternacht würde dann einfach noch die ultimative Suppe erwärmt und alle wären trunken vor Freude über das Neue Jahr, die tollen Gäste und natürlich das unwahrscheinliche, nie enden wollende Apérobuffet. Der Champagner und die Silvesterbowle, selbstverständlich eine mit und eine ohne Alkohol, wären ein Quell nie enden-Tschrrring!
Der Küchenwecker!
Wir werden diesen Silvester ganz ruhig, zu zweit auf unserem Berg verbringen!
Vermutlich wird es die letzte Silvesterfeier in unserem alten Bauernhaus sein, denn von unserem Vermieter werden im kommenden Jahr grosse Pläne realisiert werden und da passt leider unser Kleeblatt nicht dazu – wir wissen nicht, ob wir das alte Bauernhaus verlassen müssen. Während ich dann so zu schlucken habe, möchte ich nicht unbedingt in fröhliche, lustige und glückstrunkene Gesichter schauen, sondern einfach mit dem Göttergatten und den zwei Fellnasen wohlwollend zurückblicken und dem Silvestergeläute unten im Tal zuhören…

Genug der Melancholie! Es gibt doch noch zu tun, also ab in die Küche und sich da in Stückchen Glück zubereiten. Was also stelle ich zum Champagner auf?

Unsere Datteln mit Meerrettich-Sellerie-Füllung, evtl. die Lorbeer-Chili-Parmesan-Kekse mit Tomaten-Chili-Gelée und grünem Tomatenchutney von Gurinder und ganz bestimmt zum Champagner diese Olivenbretzeli – zum Niederknien und einen Hauch Sommer heraufbeschwören!

olivenbretzeli

========== REZKONV-Rezept – RezkonvSuite v1.4

Titel:            Olivenbretzeli
Kategorien: Backen, Herzhaft, Apéritif, Kleingebäck
Menge:        80 Stk

150 Gramm Butter, zimmerwarm
100 ml Milch,
100 ml Weisswein
100 ml Olivenöl
Pfeffer (aus der Mühle)
1 Teel. Troco- o. Herbamare (Kräutersalz)
1 Teel. Knoblauchpulver
120 Gramm Oliven, grün u. schwarz, entsteint
300 Gramm Weissmehl

============================ QUELLE ============================
Das Kambly-Bretzeli – seine Geschichte und 24 Rezepte
von Ursula Kambly-Kallen, Stämpfli Verlag AG, ISBN 978-3-7272-1334-2

Oliven in feinste Brunoise-Würfel schneiden.

Die Butter mit allen Flüssigkeiten und dem Salz zusammen gut verrühren (am Besten mit dem Mixer). Pfeffer fein dazumahlen; Knoblauchpulver und die Oliven beigeben, gut unterrühren. Nun das Weissmehl nach und nach dazusieben und unterrühren. Rasch zu einem
gleich-mässigen Teig verarbeiten. Evtl. nochmals mit Salz u. Pfeffer abschmecken.

Am besten gleich zu Rollen von ca 3 cm Durchmesser formen, in Folie einschlagen und mindestens 3 Stunden oder über Nacht kühl stellen.

Nun die Rollen fortlaufend in Scheiben schneiden, diese Stücke jeweils in die Mitter der Bretzelieisen-Felder geben und goldbraun backen. Sofort auf ein Gitter zum Auskühlen geben und danach in einer gut verschliessbaren Dose aufbewahren.

Nach 1-2 Tagen sind sie noch aromatischer. Sind ca 2-3 Wochen haltbar – falls sie so alt werden…!

BILLI: Wahnsinnsbretzeli zum Apéro! Ein richtig mediterranes Feingebäck. Die Oliven ziehen nicht vor sondern runden den Geschmack ab. Das hat sogar Olivenverächter zu mehrmaligem Zugreifen verleitet. Ein Glas Wein – ein paar Olivenbretzeli und das Apéro ist gerettet.
Wir nennen sie viel besser: „Bricelets du Sud“! Im Originalrezept wird normales Salz verwendet. Wer das Knoblauchpulver nicht mag, kann es ruhig weglassen.

=====

Wichtig, dazu gehört das Bretzeleisen, das eigentlich in keinem Schweizer Haushalt fehlen darf!
Übrigens kann der Teig auch vorbereitet und ca 1 Monat tiefgekühlt werden.

Du Suppenhuhn, Du!

…oder weshalb das nicht immer eine Beleidigung ist!

Irene vom Widmatt-Blog ist eine liebe Bekannte aus der Gegend meiner alten Heimat Solothurn. Sie hat mich eingeladen, einen Gastbeitrag über ein oder zwei Bücher zu schreiben, die mich in der letzten Zeit beschäftigen. Gesagt getan, hier erfährt der geneigte Leser etwas über meine Liebe zu Suppenhuhn und zu Siegfried W. Rossal. Nun gut, vielleicht nicht gerade Liebe, aber Respekt und „Chapeau“ – Ich spreche jetzt von Rossal, nicht vom Suppenhuhn…

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Das neueste Werk von Siegfried W. Rossal

Und ich will endlich mal bei ihm im Restaurant Cocoon essen gehen und mir seine Bücher signieren lassen! „Suppenhuhn – fast vergessen, neu entdeckt“, erschienen im FONA Verlag, ist sein neuestes Werk. Aber bitte jetzt bei Irene weiterlesen und ein Rezept für Randen-Zwetschgen-Suppe mit (Suppen-)Huhn und Ingwerschaum finden.

Hier schon mal ein Foto als „Gluschterli“:

Randensuppe

Und übrigens, neu bin ich stolze Besitzerin einer Nikon D70! Sie ist nicht die Neueste, aber für erste Foto-Schritte beim Foodbloggen jedoch optimal. Bald schon darf ich in den Kurs beim einheimischen Fotografen und im Mai, jepeeh, nach Berlin an den Workshop „Shoot the Food“.

Nachtrag 2015: Siegfried W. Rossal ist in den wohlverdienten Ruhestand getreten – ohne, dass ich bei ihm essen durfte. Es gilt nun also, mehr aus seinen Kochbüchern nachzukochen.

Junk Food, Littering und die Jugend von – gestern!

„Plädoyer für gemeinsames Essen und Geniessen“

Claudio hat einen Blog-Eintrag verfasst, der bei mir geradezu eine Explosion von Gedanken ausgelöst hat. Seinen Kommentar-Briefkasten wollte ich nicht sprengen, aber Luft muss ich mir wirklich mal machen. Zumal einmal mehr der Ausdruck „Jugend von heute“ im Raum stand.

Ja, ja, die Jugend von heute (waren wir auch mal!)…

Für uns fand anno 1975 in Bern eine kleine Revolution statt, als wir, genüsslich an einer Brat-wurst kauend, während des Abendverkaufs durch die Stadt schlenderten. Fast fühlten wir uns etwas verrucht. Und 1979 fuhren wir mit dem VW-Bus zu fünft von Solothurn nach Genf, übernachteten auf einem Parkplatz und mampften tatsächlich beim ersten grossen, gelben M der Schweiz genüsslich (tja!) einen Big-sowieso und schlürften dazu eisgekühltes Cola aus dem Pappbecher. Dem zuhause gebliebenen Kollegen wurde dann ein Pamp-Exemplar mitgebracht, zum Aufwärmen im Backofen (Mikrowelle gab’s noch nicht für jeden)…
Jugendsünden, die mich manchmal arg erschauern lassen…
Stellt sich die Frage, ob unsere Generation damals irgendwie „falsch abgebogen“ ist?

… die Jugend von damals (öhm, wir?)

– trägt einerseits dazu bei, dass die Jugend von heute solche „Verpflegungsmöglichkeiten“ überhaupt zur Verfügung hat und verdient ganz schön dabei. Alternative Möglichkeiten werden als schräg angesehen.
– is(s)t andererseits ja auch ein tolles Vorbild, nicht?
Frühstück im Auto oder der S-Bahn in Form eines Energieriegels und eines Coffee-to-go. Schliesslich benötigen Make-Up und die Wahl des richtigen Outfits einiges an Zeit. Und während des Genusses wird noch rasch die Mailbox auf dem Smartphone gecheckt. Bloss 35 Minuten Mittagspause… Abends will, muss, darf ich ja ins Fitnesscenter, die Fortbildung oder länger im Büro bleiben. Dann geniessen wir halt einen Business-Lunch mit öligen Pizzas vom Kurier und arbeiten dazu.

Grösser! Schneller! Billiger! – Besser?

Ja, wir, die Jugendlichen von damals und vorgestern, wir sind stolz auf unsere multitasking-fähige Super-Schnell-Gesellschaft! Wer da nicht mithält, ist entweder altmodisch, langsam, einfach nur blöd oder vielleicht zu alt. OK, da gäbe es ja dann auch noch die alternaiven Aussteiger, aber die sind ja eben… sowieso… und überhaupt.
Telefonisch ständig erreichbar – Mist, in der Schule sollte ich nicht, dann mach ich’s halt in der Kurz-Mittagspause – während der Nahrungsaufnahme; schöne neue Multimedia-Welt.
Und am Abend, beim Ausgehen mit Freunden, sind wir Jugendlichen von damals ja super. Als Erstes legen wir unser Handy (nicht zum Essen fotografieren) auf den Tisch. Wir könnten ja eine SMS oder einen Anruf verpassen. Der Tischpartner gegenüber kann ja zuhören, wie ich mein wahnsinnig wichtiges Gespräch zu Ende führe. Übrigens:

Die Wichtigkeit einer Person verhält sich umgekehrt proportional zu ihrer Erreichbarkeit!

Dubiose Sachen reinschaufeln ist genau der richtige Ausdruck. Bloss, sind es nicht die Jugendlichen von heute, die von den Jugendlichen von damals lernen, dass Essen nichts kosten darf, auch keine Zeit?

Wieviele Jugendliche von damals kochen oder ernähren sich wenigstens saisongerecht (wäre übrigens auch günstiger) oder – um mal wohl oder übel einen Grossverteiler zu zitieren – aus der Region und umweltbewusst? Wieviele Jugendliche von damals kochen überhaupt noch regelmässig für sich und/oder die Familie?
Keine Zeit? Oh – dann nehmen wir halt schnell, schnell eine Fertig-Lasagne für die Kleinen und mich, Püree aus dem Glas für das Baby und der/die Partner/in kann sich ja was aufwärmen, denn gleich kommt diese wahnsinnig aufregende Sendung bei RTL.
Wir essen halt nicht alle zur selben Zeit…
Übrigens, die Unterrichtszeiten sind ja häufig (wenigstens in der Schweiz) so angelegt, dass alle Familienmitglieder mittags zeitlich gestaffelt an den Mittagstisch kommen (und gehen) dürfen.
Ach ja, in einigen Schulen wurde der Hauswirtschafts- und Kochunterricht gestrichen – ist ja etwa gleich sinnvoll wie Musik- und Werk-Unterricht, also weg damit! Das haben nicht die Jugendlichen von heute entschieden.

Welche Jugendlichen von damals wollen nicht immer andauernd alles zur Verfügung haben, sprich die 24-Std-12-Monate-Gratis-rund-um-die-Welt-Gesellschaft?
Riesensteaks aus Deutschland, Äpfel aus Argentinen (dafür halt im Juli, toll, gell!), Paprika und Tomaten im Februar aus Spanien, Erbsen aus Marokko im Januar. Und dann alles auch noch ganz schön billig! Dumm nur, dass die Steaks zu Schuhsohlen schrumpfen und die Tomaten keinen Geschmack haben.

Katzenjammer über falsche Bio-Eier, spezielle Lasagnefüllungen und das immer wiederkehrende Geschrei über Gammelfleisch, Gurken-Sprossen-Viren, Rinderwahnsinn (ach ja, ist ja schon gar lange her und weshalb war das auch schon wieder…?) wird immer von den Jugendlichen von gestern angestimmt. Es ist halt schon ganz schön einfach, auf jemand anders zu zeigen, als sich selbst an der Nase zu nehmen.

Wie beim Littering! Ich kenne einige betagtere Jugendliche von heute, welche es nicht für nötig halten, einen Abfallkorb zu suchen, dafür gibt es ja Strassen, Gehweg, Vorgärten, Wiesen und Seen. Grundsätzlich schützt halt Alter vor Anstand nicht.

Die Jugendlichen von heute werden von den Jugendlichen von damals erzogen!

Jeder will und muss mehr verdienen, gleichzeitig aber sollte das Ganze ja nicht so teuer sein. Der Tamile, die Serbin, die Türkin, der Marokkaner in der Küche, die sollen dann halt etwas weniger verdienen – ist ja auch keine richtig wichtige Arbeit. Und überhaupt, ein Handwerker oder Koch, der macht ja bloss eine drei- bis vierjährige Lehre. Das ist doch nicht so viel wert wie das Wissen einer Bankkauffrau. Die ist im Stress – muss ja schliesslich Geld verdienen – hat also erst wieder Zeit, ins Luxusrestaurant essen zu gehen, wenn der Bonus reinkommt (dafür rackert sie sich dann ein paar Jahre ab und isst, trinkt und raucht unterwegs).
OK, wenn aus dem Koch etwas Anständiges wird, dann wird er Sternekoch, macht lafermässig viel Geld und viel Fernsehsendungen, die sich Menschen anschauen, die dazu Chips mampfen, keine Zeit haben und alles zu aufwändig finden, währenddessen die Kinder die Playstation quälen.

Sollte uns das Essen von heute so viel wert sein wie vor 50 Jahren – dann würde eine Tasse Kaffee in der Schweiz zwischen zwölf und sechzehn Franken oder neun bis dreizehn Euro kosten.

Womit wir dann bei der Gegenströmung angekommen sind:
Kaviar – lacht nicht, ich kenne Menschen, die noch nicht 25 sind und regelmässig welchen „geniessen“, GottseiDank gibt es sprudeligen Rebensaft zum Runterspülen; Kaffee superdeluxe, Frischkäse aus Hinterindien, Wurst vom Rio Urubamba, Früchte aus der westlichen Arktis und Exotenfleisch. Weshalb wohl haben die „Luxus-Linien“ der Grossverteiler mit ihren Food-Geschichten mindestens so viel Erfolg wie ihre Billiglinien? Plakativ ausgedrückt: vielleicht ein Spieglein der Zwei-Klassen-Gesellschaft?

Ach, ich könnte jetzt den Faden noch ewig weiterspinnen und vielleicht erkennen, dass die Möglichkeit, Betty Bossis vorgefertigtes Essen zu geniessen, genau so wichtig für den gestressten Hausmann ist wie die Waschmaschinenerfindung für Tante Trudi vor -zig Jahren.
Vielleicht wird man mir vorwerfen, ich sei ein hoffnungsloser Nostalgiker oder wolle die Frauen zurück an den Herd schicken. Aber ich, ich hasste den Hauswirtschaftsunterricht von ganzem Herzen, insbesondere mit dem Wissen darum, dass unsere männlichen Jugendlichen von damals gleichzeitig Medienkunde hatten. Will ich, als kinderlose Frau, mir anmassen, Müttern und Vätern, den gestrigen wie den heutigen und allen dazwischen, vorzuschreiben, wie sie sich zu organisieren haben? Oder bloss mal über die Entwicklung unserer Gesellschaft nachdenken?

„Wenn wir wieder mehr an den Familientisch zurückkehren würden, hätten wir auf dieser Welt wohl einige Problem weniger!“

meinte ein Sterne- und Naturkoch bei meiner Ausbildung zur Cocolino-Fachberaterin. Das polarisierte und löste einige Diskussionen aus – an einem Mittagstisch!

Was, wenn wir alle uns wieder mehr Zeit für gemeinsames Kochen und Essen nehmen könnten?
„I have a dream“, meinte ein grosser Mensch vor 50 Jahren.
Ich bin nicht gross, aber auch ich habe einen Traum, jetzt:
Ich träume von einer Welt, in der gleichberechtigte Partner für Kinder, Eltern, Freunde, Nachbarn kochen. Und alle miteinander kochen, essen und geniessen. Und diskutieren, schweigen, trinken, sich freuen und streiten, um sich anschliessend wieder zu versöhnen, bei Tisch! Dass sich die Welt nicht immer nur zum Bankett trifft, wenn mehr oder weniger erfolgreich Verhandlungen und Verträge abgeschlossen wurden, sondern vor und während der Verhandlungen gemeinsam gegessen wird. Weil die Kultur des Essens doch so viel über den Partner aufzeigt. Vielleicht verstehe ich ihn dann ein klein wenig besser.
Zusammen kochen lässt wundervolle Gespräche fliessen, Gemeinsamkeiten, Trennendes und Neues entdecken, neue Chancen erkennen. Ich stelle mir vor, wie über Angebranntes und nicht so Gelungenes geflucht, gestritten und wieder gelacht wird, um es gemeinsam nochmals anzugehen. Ich stelle mir vor, wie wir voneinander lernen können – in jeder Hinsicht!

Ich träume von Restaurants, in denen den Kindern kein Goofy-, Ninja- oder Hello Kitty- sondern ein „Kleiner Gourmet“-Teller angeboten wird.

Ich träume von Märkten, die nicht nur am Samstag stattfinden; von Produzenten, die stolz sind auf ihre Produkte, sie selber essen und dem Kunden den einen oder anderen Tipp mitgeben.
Ich träume davon, dass BIO weder ein Label ist, noch zum Schimpfwort mutiert; dass es ganz einfach normal, alltäglich und selbstverständlich ist.
Ich träume von glücklichem Feder- und Rindvieh; von Milch, die den Geschmack der Wiese in sich trägt und von Wildkräutern und -früchten, die noch zu entdecken und geniessen sind; von Pilzen, deren Nachname nicht Tschernobyl ist und von Wasser, das schmeckt wie unser Quellwasser hinter dem Haus.

Ich träume von Wohnungen und Häusern, die ein Zuhause sind, in dem gemeinsam geplant, gekocht und gegessen wird.

Architekten dieser Welt, plant wieder richtig schöne grosse Wohnküchen, mit Arbeitsflächen die ihren Namen verdienen!
Designer dieser Welt, entwickelt nicht Klapptische sondern richtig tolle, grosse und schöne Tische zum Essen und Geniessen, ja, zum Leben!
Eltern dieser Welt, entdeckt gemeinsam mit Euren Kindern das Wunder des Kochens, der Gewürze und der Sonntagsspaziergang durch Wald und Wiese wird zur Shoppingtour der dritten Art.
Köche dieser Welt, zeigt was ihr könnt und führt Eure Gäste in Euer Reich, sie bleiben nicht weg, weil sie wissen wie’s geht – sie kommen wieder um Eure Perfektion zu geniessen!

Food-Blogger dieser Welt, hört nicht auf zu schreiben, zu fotografieren, zu pröbeln, zu entdecken, Euch zu ärgern und zu freuen. Das ist, wie so oft, das Fleur de Sel dieser Weltsuppe!

Danke an Claudio von die Anonymen Köche für den Gedankenanstoss!

Toétsché statt Focaccia, eine Liebeserklärung an den Jura

Schweizern ist der Jura ein Begriff!
Nicht nur die Gegend, auch oder ganz besonders der Kanton…

Jura

Denn am 1. Januar 1979, nach fast 165 Jahren Zugehörigkeit zum Kanton Bern, stiess sich der nördliche Teil des Juras ab und als eigenständiger Kanton zur Eidgenossenschaft hinzu. Vorausgegangen waren fast 20 Jahre mit Querelen und Spannungen, ja sogar gewalttätigen und auch blutigen Auseinandersetzungen. Die damalige Jugendorganisation für die Jurassische Unabhängigkeit von Bern, die „Béliers“ verübte Sprengstoff- und Brandanschläge, denen Bau- und Kriegsdenkmäler zum Opfer fielen.

Der Kanton Bern ist vorwiegend deutschsprachig und protestantisch. Die Bewohner des nördlichen Juras jedoch hauptsächlich französischsprachig und katholisch. Während der Zeit des Wiener Kongresses wurde der Jura dem Kanton Bern zugesprochen, weil dieser vorher die Waadt und den Aargau verloren hatte. Allerdings war das kulturell gesehen eher ein Missgriff. Denn die Gegend galt lange als Armenhaus Berns und die Jurassier wurden immer wieder benachteiligt. Das ging so weit, dass französischsprachige Jurassier, obwohl Berner Kantonsangehörige, für öffentliche Ämter als nicht wählbar galten, weil sie „welsch“ waren. Bereits im 19. Jahrhundert führte dies immer wieder zu Querelen und Aufständen. Das Ganze gipfelte schliesslich in den 60-er und 70-er Jahren des 20. Jahrhunderts in einer Sezessions-Bewegung, angeführt durch das „Rassemblement Jurassien“.

Delémont

Delémont – Delsberg, der Hauptort

Mit der legendären Abstimmung vom 24. September 1978 beschloss das Schweizer Volk an der Urne, dem Drängen der Jurassier nach einem eigenen Kanton nachzugeben. Das Städtchen Delémont wurde zum neuen Hauptort gekürt. Der protestantische Südteil, auch vorwiegend französischsprachig und Heimat vieler Hugenotten-Familien, verblieb jedoch beim Kanton Bern.

Auch heute ist der Jura leider einer der wirtschaftlich ärmsten Gegenden der Schweiz – dafür ist sie mit einer Landschaft gesegnet, die schlicht einmalig und unvergesslich ist. Der Jura ist immer wieder eine Reise wert. Leider kennen und schätzen ihn die Touristen einfach zuwenig, fragt sich bloss weshalb? Vielleicht mögen die Menschen in dieser schnelllebigen Zeit diese Gegend mit den Uhren, die anders ticken nicht so sehr? – Obwohl, manch einer trägt ein Zeitmesser am Arm, dessen Ursprünge im Schweizer Jura liegen! Vielleicht mögen einige das „Wer einmal hier war, kehrt bestimmt zurück!“ nicht so sehr? – Sein Herz kann man da schon verlieren!

Die Geografie

überlasse ich einfach Wikipedia. Denn die Geografie stimmt nicht ganz überein mit dem, was der gemeine Schweizer schlicht als „den Jura“ bezeichnet. Über einige nordwestliche Kantone wie die Waadt, Neuenburg, Jura, Bern, Solothurn verteilt, bildet er einen massgeblichen Teil der schweizerischen Staatsgrenze zu Frankreich. Hier fällt der wiederholte Hüpfer über die Grenze ganz leicht und wird auch gelebt. Im Süden und Südwesten ist der Jura begrenzt durch das Drei-Seen-Land mit Neuenburger-, Murten- und Bielersee.

St. Ursanne, das Mittelalter-Städtchen am Doubs

St. Ursanne, das Mittelalter-Städtchen am Doubs

Für Neugierige, Romantiker, Entdecker, Abenteurer, Gourmets und Gourmands – und alle anderen!

Im Jura findet jeder zu jeder Jahreszeit etwas. Fliegenfischen an den Ufern des Doubs; die Freiberge auf dem Rücken der Pferde entdecken oder das einmalige Altersheim für Pferde in Le Roselet besuchen. Und nicht zu vergessen, den wunderbaren Marché Concours in Saignelégier mit seiner über 400 Pferde starken Parade und ländlichen Pferderennen – eigentlich das Fest der Freiberger Pferde schlechthin.

4-er rennen Marcheconcours

Radfahrer können Hunderte von Kilometern mit dem Velo nicht nur abspulen sondern geniessen; Wanderer steigen über sanfte Hügel, vorbei an wilden Abgründen bis hin zu wunderbaren Aussichtspunkten und wundern sich ob der Aussicht.

Sein Füsse ins kühle Nass von vielen kleinen Seen und Teichen strecken und 1000 Quellen, viele Wasserfälle und einige Schluchten suchen und Heidelbeeren ernten in den Hochmoorgebieten, das wäre etwas für geruhsamere Geniesser!

etang

Etang de la Gruère                                                                              Quelle: Emiel de Zwart, Wiliberg

Und dann sollte jeder einmal seine Arme um einer der grössten und ältesten Eichen Europas legen und den Geist vergangener Jahrhunderte spüren; den Weg von Bisons, Dinosauriern und Lindwürmern kreuzen und auf den Spuren der weltberühmten Schweizer Uhrmacher wandeln; mittelalterliche Städtchen entdecken und verzauberte, verträumte Dörfer finden.

Eiche

Die alte und mächtige…

Jedes Dorf im Jura, jeder Winkel im Wald, praktisch jeder Felsen ist Thema einer Legende, eines Märchens oder eines Mythos… es nimmt kein Ende – man muss unweigerlich zurückkehren.

Im Winter bietet sich die Landschaft an zum Schneeschuhwandern, Langlaufen, Skifahren. Saignelégier bietet im Winter internationale Schlittenhunderennen an und vor einem alten Kamin sitzend, in irgend einer abgelegenen Beiz, hören sich die Geschichten aus alter und jüngerer Zeit gleich nochmal so spannend an.

Theusseret Fischen

Der Doubs bei Theusseret

Der Lac des Brenets, der Saut du Doubs – wilde, geballte Kraft des Wassers – romantische Wanderungen dem Doubs entlang mit vielen kulinarischen Entdeckungen; die Grotten von Réclère erkunden und etwas später von den Jurahöhen ins Mittelland bis in die Alpen zu blicken… zu jeder Jahreszeit ein Erlebnis.

Oder wie wäre es, mal mit „Ross und Wagen“ durch die unglaubliche Ajoie zu gondeln, auf der Suche nach den Spuren der legendären Gilberte de Courgenay, die noch heute im Schweizer Soldaten-Liederbuch verewigt ist und durch die fast ebenso legendäre Anne-Marie Blanc in den 40-er Jahren verkörpert wurde?

Anne-Marie Blanc als Gilberte

Anne-Marie Blanc als Gilberte und

Die echte Gilberte Montavon

Gilberte Montavon


Die Liebe zum Jura geht auch durch den Magen!

Tipps gefällig? Da sind die Wochen- und Monatsmärkte von Porrentruy, Delsberg…. Ohne Korb über diese Märkte zu spazieren ist ein Sakrileg!
Neben „St. Martin“, dem Schlachtfest Mitte November, hat der Jura kulinarisch auch sonst noch viel zu bieten:
Wie wäre es mit dem ultimativen Käse der Mönche aus dem Kloster Bellelay, dem „Tête de Moine„? Ziegenkäse aus Movelier, dem „Chaux-d’Abel“ oder dem „Jura Montagne“ aus der Käserei „Les Reussilles“. Einer „Saucisse d’Ajoie“ oder einem Stück geräuchertem Speck aus Saignelégier? Oder lieber doch eine Forellenspezialität aus dem wilden Doubs!
Nicht zu vergessen der wunderbare Jura-Honig – der dunkle aus den dichten Wäldern oder dem leicht herben Blütenhonig von den Bergwiesen?
Und übrigens, die Weine von den Jurasüdhängen sind nicht etwa sauer und die Biere, mmhh! Ach ja, da wäre noch der „Damassine“ – ein grandioser Eau-de-Vie aus der speziellen Damassine-Pflaume. Und die Grüne Fee, der Absinth aus dem Val-de-Travers,  darf nicht vergessen gehen!

Wer im Jura unterwegs ist, wird unweigerlich irgendwann mal mit einem feinen Gebäck konfrontiert:

La Toétsché

Hinter dem, für Ungeübte fast unaussprechlichen, Namen verbirgt sich ein schlichtes Hefegebäck. Und wie so oft sind es die einfachen Dinge im Leben, die wunderschön sind oder unvergleichlich schmecken.
Im Jura gibt es so viele Rezepte für die Toétsché wie Familien…

Damit ist wohl genug gesagt – hier das Rezept der romantischen Auberge de la Bouège, einem Geheimtipp am Doubs, nicht allzu weit von Le Noirmont – da gibt es den besten Risotto mit Tête de Moine und – weder Handy- noch Fernseh-Empfang!

bouege

Auberge de la Bouège

========== REZKONV-Rezept – RezkonvSuite v1.4
Titel: Toétché à la Bouège
Kategorien: Aperitif, Backen, Kuchen, pikant, Jura
Menge: 4 bis 6 Portionen
Toétsché zum Apéritif

Toétsché zum Apéritif

Zutaten

H TEIG
1 Würfel Hefe
1/2 Teel. Zucker
1 kg Mehl
1 1/2 Teel. Salz
2 Essl. Rapsöl
Ca 4 dl Wasser, handwarm
H BELAG
4 Eier
250 Gramm Sauerrahm
Salz, Pfeffer
Evtl. etwas Doppelrahm
Je nach Geschmack etwas Safran

Quelle

Auberge de la Bouège, Le Noirmont
Nicolas Fontana
Erfasst *RK* 25.10.2012 von
Marie-Isabelle Bill

Zubereitung

Teig: Hefe mit dem Zucker flüssig rühren. Das Mehl in eine Schüssel sieben und das Salz unterrühren; eine Mulde formen. Die flüssige Hefe in die Mulde giessen und mit wenig Mehl vom Rand her verrühren, dann ca 15-20 Min. gehen lassen, bis sich Blasen bilden. Dann Oel und Wasser gut zusammen verrühren, zum Vorteig geben und alle Zutaten zu einem geschmeidigen Hefeteig kneten.

Zugedeckt mit einem feuchten Tuch auf die doppelte Grösse aufgehen lassen. Zusammenschlagen und auf ein -grosses Kuchenblech auswallen. Nochmals -ca 15-25 Min. gehen lassen. Ofen auf 250 Grad vorheizen.

Belag: Eier mit dem Sauerrahm und evtl. etwas Doppelrahm (darf nicht zu flüssig werden)leicht verrühren, mit Salz, Pfeffer und Safran abschmecken und auf dem Teig verteilen.

20 bis 25 Minuten backen. Der Belag darf nicht zu trocken werden. Herausnehmen und kurz stehen lassen.

Zu Salat als Mahlzeit oder einfach mit einem Glas Weisswein zum Aperitif reichen.

Wunderbares, jurassisches Apéro-Gebäck! Schmeckt lauwarm am Besten! Nicht zu würzig, aber trotdem herzhaft; nicht zu schwer, aber trotzdem währschaft. Wir lieben es!

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